Einführung in den TV-Journalismus. Teil 2

Mit bewegten Bildern Geschichten erzählen
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Video-Journalismus Teil 2

Ab in die Postproduction

Eine gute Planung vor dem Dreh ist das A & O für eine erfolgreiche Arbeit als TV- und Video-Journalist/in.

Wie wir gesehen haben, verhilft ein Storyboard und ein genauer Drehplan dazu, effizient vorwärts zu kommen, um am Schnittplatz nicht Stunden zu vergeuden. – Denn, machen wir uns nichts vor, Schnittzeit kostet viel Geld und Nerven.

Im zweiten Kursteil wollen wir uns vertraut machen mit alledem, was für die Bearbeitung des Rohmaterials bis zum fertigen Beitrag wichtig ist. Wir sprechen dabei auch von der „Postproduction“, also der Nachbearbeitung.

Dabei geht es bei weitem nicht nur um technische Aspekte: Auch am Schnittplatz finden noch einmal wesentliche gestalterische Arbeitsschritte statt.

In diesem Zusammenhang lernen wir auch den Umgang mit einem Schnittprogramm kennen, und zwar die Arbeit mit dem Produkt PREMIERE PRO von ADOBE. Es ist die Software, die auch Tele Südostschweiz einsetzt und die unter Kreativen heutzutage wohl eine der populärsten Applikationen für die Videobearbeitung darstellt.

Herzlich

 

Live-Sessions in Chur:

Samstag, 26. Februar 2022, 0910 Uhr

Samstag, 5. März 2022, 0910 Uhr

Samstag, 12. März 2022, 0930 Uhr (Prüfung.)

Vom analogen zum digitalen Schnitt

Der TV-Journalismus hat in den letzten 25 Jahren riesige technische Sprünge gemacht. Während vor 20 Jahren ein Schnittplatz noch mit CHF 50’000 bis 100’000 zu Buche schlug, können heute TV- und Video-Beiträge auf einem Notebook geschnitten werden.

Damals waren der Schnitt noch sogenannt „analog“. In ganz früher Zeit, als auf richtigem Film gedreht wurde, mussten diese Filmspulen zunächst entwickelt und die einzelnen Einstellungen dann tatsächlich mit der Schnitt „geschnitten“ und hintereinander mit durchsichtigem Klebeband montiert werden. Der Begriff „Schnitt“ stammt denn auch noch aus dieser Zeit.

Mit dem ENG (Electronic News Gathering) wurde ein erster grosser Sprung vollzogen: Statt auf Film wurde fortan gerade für die aktuelle Berichterstattung auf Videokassetten aufgezeichnet. Damit standen die Aufnahmen per sofort zur Verfügung. Während im privaten Bereich die VHS-Kassetten üblich waren, arbeiteten die TV-Stationen mit verschiedenen „professionelleren“ Varianten. Beim Schnitt musste aber immer eine Einstellung vom Videoband mit dem Rohmaterial auf ein neues, frisches Videoband kopiert werden – und natürlich in der richtigen Reihenfolge. Stellte sich heraus, dass eine Einstellung zu lang oder zu kurz war, musste der gesamte Schnitt noch einmal durchgeführt werden.

Mit dem non-linearen Schnitt gehörten diese Probleme der Vergangenheit an. Man kann sich die Entwicklung vorstellen wie der Übergang von der Schreibmaschine zur Textverarbeitung am Computer. Analoger Schnitt war, wie wenn bei einem Brief, der mit der Schreibmaschine getippt worden war, etwas angepasst werden musste: Der Brief musste praktisch noch einmal von vorne begonnen werden. Seit Word und den ganzen andern Textverarbeitungsprogrammen kann ganz einfach auch in einem Abschnitt zu Beginn des Briefs noch etwas eingefügt werden.

So auch im nonlinearen Schnittprogramm: Hier werden einzelne Einstellungen auf einer Timeline hintereinander eingeführt, aber während der gesamten Zeit der Bearbeitung kann jede einzelne Einstellung noch gekürzt, verlängert, rückwärts, in Zeitlupe oder Zeitraffer gesetzt oder auch vollständig ersetzt werden.

Die bekanntesten Schnittprogramme

Es gibt eine Vielzahl verschiedener Schnittprogramme auf dem Markt, die allerdings unterschiedlich verbreitet sind.

 

Adobe Premiere Pro

Das Programm existiert unterdessen in der x-ten Version und ist sehr verbreitet bei TV-Stationen wie Kreativ-Agenturen. Premiere lässt praktisch keine Wünsche offen und hat etablierte Schnittstellen zu den anderen Kreativ-Programmen von Adobe wie After Effects, Audition, Photoshop, Illustrator, etc. Premiere läuft auf Windows- wie auch auf Apple-Computern. Zuletzt hat Premiere Pro allerdings durch verschiedene Instabilitäten den einen oder anderen Shitstorm auf sich gezogen.

 

Final Cut Pro

Viele Macinaner schwören auf Final Cut Pro, das allerdings nur auf Macs läuft. Es hat eine im Vergleich zu fast allen anderen Schnittprogrammen eine etwas andere Philosophie, steht im Funktionsumfang allerdings nicht hinter der Konkurrenz zurück.

 

Avid Media Composer

Avid war vor einigen Jahren noch DIE Adresse der professionellen Cutter/innen und belieferte viele TV-Stationen mit Schnittsoftware, aber auch mit Applikationen für Newsrooms oder für den Sendeablauf.  Die günstigeren Angebote der Mitbewerber haben die Verbreitung von Avid allerdings zurückgedrängt, auch wenn es unterdessen auch von Avid günstige und sogar Gratis-Versionen ihrer Software gibt.

 

Davinci Resolve

Die Software aus dem Hause BlackMagic Design ist der „Rookie“ unter den professionellen Schnittprogrammen und ist in der Basisversion gratis erhältlich. Ursprünglich gestartet als Software zur Farbanpassung, hat sie sich unterdessen zu einer vollständigen Schnittsoftware weiterentwickelt und gilt als Geheimtipp. Mehr dazu gibt’s hier.

 

Webinar-Videos

Video 1:

Was heisst eigentlich „Schnitt“? Welche Arten von Schnitt gibt es? Wie kann am Schnittplatz nach dem Dreh ein Geschichte zusammen“gebaut“ werden?

Dieses Einführungsvideo zeigt unter gestalterischen Aspekten, was „Schnitt“ bedeutet und mit welchen Schnitt- bzw. Montagearten welche Aussagen getätigt werden können.

Video 2:

In diesem Video geht es um den Einsatz von PREMIERE PRO für den Videoschnitt. Aber zugegeben: Das Programm ist so mächtig, dass eine detaillierte Einführung gut und gerne eine ganze Woche in Anspruch nehmen könnte. Wir konzentrieren uns deshalb auf die Basics.

Wer wissen möchte: Man findet auf Youtube zu so ziemlich jeder Fragestellung im Zusammenhang mit PREMIERE PRO ein Schulungsvideo. Wer also wissen möchte, wie eine bestimmte Funktion in PREMIERE PRO funktioniert: einfach mal youtube.com durchsuchen…

Aufgaben

Aufgabe 3:

Ausgangslage

Ein VJ Eurer TV-Station hat unterdessen im Restaurant PLÜ des Grand Casino Baden Bildmaterial und Interviews zum Lehrlings-Projekt von Gastro Aargau aufgezeichnet. Du findest das Rohmaterial geordnet und zum Download bereit unter der Adresse

https://www.dropbox.com/sh/8mtjem86ghwkg2k/AADu8ZE9lqjg9DCikBMrNGc5a?dl=0

ACHTUNG: Es handelt sich um eine grosse Datenmenge, da alle Aufnahmen im Format 4K vorliegen. Du brauchst nicht alles herunterzuladen, sondern wählst das aus, was Du auch verwenden möchtest.  Und falls Du doch alles Material laden möchtest, empfiehlt es sich, die Daten über Nacht herunterzuladen.

 

Abgabe-Termin:

Bis Montag, 8. März 2021, 0800 Uhr

Bitte lade Deinen Beitrag auf unser IMK-Youtube-Konto hoch. Die Einlog-Daten sind:

Login:   imk@comexperts.ch

PW:       Chur_2021

Aufgabenstellung als pdf herunterladen:


Informationen zum Rohmaterial

Zu den einzelnen Unterordnern des Rohmaterials und den Personen:

Claudia Rüttimann

Ist Leiterin der Aargauhotels AG zu der verschiedene Hotelbetriebe im Kanton Aargau gehören und letiet das Hotel Aarau-West in Oberentfelden. Zudem ist sie Vorstandsmitglied bei Gastro Aargau und Präsidentin von Hotel & Gastro Formation Aargau. Diese Kommission ist verantwortlich für die Ausbildung und Förderung des Nachwuchses im Gastro- und Hotelgewerbe im Kanton Aargau. In dieser Funktion hat sie massgeblich an der Verwirklichung des Lehrlingsprojekts mitgewirkt.

Alexander Mea

ist einer der Coaches in dem Lehrlingsprojekt und bildet Servicefachangestellte aus. Darüber hinaus ist der Prüfungsexperte bei den Lehrabschlussprüfungen.

Enrique Isler

ist Küchenchef des Restaurant PLÜ, das zum Grand Casino Baden gehört. Das Restaurant ist aufgrund der Massnahmen des Bundesrates seit dem 18. Dezember 2020 geschlossen. Der Betrieb wurde angefragt, ob er bereit wäre, sich an dem Projekt von Gastro Aargau zu beteiligen und hat zugesagt. In der Küche des PLÜ wurden in dieser Zeit jeden Tag 20 Teller gekocht (für die Lehrlinge und ihre Ausbildner). Normalerweise kocht Isler mit seiner Küchenbrigade an einem Mittag für 100 bis 120 Personen.

Katharina Schwarz

Ist die Restaurant-Leiterin des PLÜ und damit auch für die Servicefachangestellten zuständig. Seit dem 15. Februar hat der Betrieb immer von Montag bis Donnerstag je sechs Lernende in der Küche und im Service aufgenommen, um ihnen in dieser Zeit Fachwissen zu vermitteln. Lokal und Küche wurden im letzten September nach einer Renovation neu eröffnet.

Lars Poltera

Ist Lehrling, 16 Jahre alt und arbeitet normalerweise in einer «Systemküche», und zwar in der Schulküche der Berufsfachschule BBB Baden. Deshalb hat er auch keinen strengen Lockdown erlebt; sein Lehrbetrieb hatte nicht schliessen müssen.

Chantal Pilloud

Ist Lernende zur Servicefachangestellten im 2. Lehrjahr und arbeitet normalerweise auf «Schloss Schartenfels». Das Restaurant in Wettingen ist aufgrund der Corona-Massnahmen des Bundesrates seit 18. Dezember 2020 geschlossen.

Weitere Informationen

Über das Projekt wurde in den Medien insbesondere nach der Medienkonferenz vom 21. Januar 2021 schon verschiedentlich berichtet. Es steht Euch offen, die bereits vorhandenen Medieninformationen dazu zu konsultieren. Selbstverständlich dürft Ihr zu den einzelnen Personen, zu denen es Rohmaterial gibt, auch zusätzliche Recherchen machen im Internet.

Nur eine Empfehlung: Schaut die TV-Beiträge, die zu dem Projekt entstanden sind, erst im Nachhinein und zum Vergleich mit Eurer eigenen Arbeit an.

 

Weiterführende Materialien zu Kursteil 2

Storytelling mit
bewegten Bildern

Zum Thema „Storytelling“ und Dramaturgie am TV gibt es eine Reihe von weiterführenden Materialien. Hier sind sie:
(kein Prüfungsstoff)

Joey Scoma ist ein Cutter und Schauspieler, hat unter anderem dem Dokumentarfilm „Rocket Jump Film School“ produziert und zeigt in diesem Video die wichtigsten Schnitttechniken anhand von Beispielen aus bekannten Filmen.

Chris Olsen ist „mein Guru“ für Premiere Pro Fragen. Warum? Er erklärt Funktionen von Premiere Pro so effizient wie kaum ein anderer, vergeudet keine Zeit mit unnötigem Geschwafel und kommt sofort auf den Punkt. In diesem Beispiel hier erklärt er alle Buttons und Funktionen, die im „Timeline“-Arbeitsfenster von Premiere Pro zu finden sind. – 20 Minuten, und Du weisst alles darüber.

Immer wieder lustig: Schnittfehler in Hollywood-Blockbusters. Auf Youtube finden sich viele dieser Filme, die auf solche Fehler aufmerksam machen, die der Cutter offenbar verpasst hatte…